Schmerz

Grundlagenwissenschaft, Diagnostik & Therapie

Ziel der Projekte ist die Beschreibung der bei Schmerz aktivierten Hirnstrukturen und die Veränderung der Aktivierungsmuster bei akuten, wiederholt dargebotenen experimentellen Schmerzreizen und chronischen Schmerzen. Proband*innen und Patient*innen werden mit der Positronen-Emission-Tomographie (Aktivierungs- und Liganden-PET), der funktionellen Kernspintomographie (fMRI und Voxel-basierte Morphometrie) sowie elektrophysiologischen Methoden (EEG, evozierte Potentiale) untersucht.

Die Hypothese ist, dass bei chronischem Schmerz eine Reorganisation sensorischer Verarbeitungsmechanismen durch die Einbeziehung primär nicht an der Schmerzverarbeitung beteiligter Hirnstrukturen und eine funktionelle Umgestaltung bestehender Erregungskreisläufe entsteht. Dieser Untersuchungsansatz kann zum besseren Verständnis der Entwicklung chronischer Schmerzen und der Verhinderung der Entwicklung vom akuten zum chronischen Schmerz beitragen.

Weiterer wichtiger Untersuchungsgegenstand sind daher die Änderungen der Aktivierungsmatrix durch den Einfluss von zentral wirksamen Pharmaka (insbesondere Analgetika) und kognitive modulierende Verfahren wie Ablenkung. Hierbei wird eng mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ploner zusammengearbeitet.

Spezialthema und weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Analyse von Kopfschmerzsyndromen. Hierbei werden insbesondere Mechanismen der Schmerzmodulation bei primären Kopfschmerzerkrankungen wie der Migräne und dem Clusterkopfschmerz mit den Methoden der funktionellen Bildgebung untersucht. In diesem Zusammenhang wird aus der Gruppe der zentralen neuropathischen Schmerzsyndrome auch die Entstehung von Schmerzen nach Schlaganfall und deren Behandlungsmöglichkeit untersucht.

Die Arbeitsgruppe ist ebenso zentral in den Deutschen Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS)(link is external) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eingebunden, als deren Sprecher, Geschäftsstellenleiter und Projektleiter Prof. Tölle fungiert.

In diesem Zusammenhang werden Fragen zur Epidemiologie, der optimierten klinischen Diagnostik mittels Quantitativer Sensorischer Testung (QST) und Mechanismen-basierter Therapie erforscht. Die Entwicklung von Fragebögen zur Erfassung von neuropathischen Schmerzkomponenten (PainDetect) hat hierbei zur Möglichkeit geführt, dass Schmerzpatient*innen durch Beantwortung eines einfachen, 7 Fragen umfassenden Screening-Bogens mit hoher Treffsicherheit als Patient*innen mit neuropathischen Schmerzkomponenten identifiziert werden können und damit schneller einer angemessenen Schmerztherapie zugeführt werden können.

Ein weiteres Projekt ist das vom Innovationsfonds geförderte Projekt, z.B. "Rücken innovative Schmerztherapie mit e-Health für unsere Patient*innen – “Rise-uP“", mit dem Ziel, die Behandlung von akuten, subakuten und rezidivierenden Rückenschmerzen auf allen Stufen der Versorgung zu verbessern. Durch eine vernetzte und e-basierte Dokumentation und Behandlung von akuten, subakuten und rezidivierenden Rückenschmerzen auf allen Stufen der Versorgung (haus- und fachärztliche sowie spezielle Schmerzmedizin) sollen Behandlungsabläufe verbessert und eine Chronifizierung der Rückenschmerzen vermieden werden. Partizipation und Empowerment von Patientinnen und Patienten werden durch den Einsatz der Kaia-Rücken-App gesteigert. Dabei handelt es sich um eine App, die von ärztlichen, psychologischen und physiotherapeutischen Mitarbeiter*innen des Klinikums rechts der Isar mitentwickelt wurde. “Rise-uP“ wurde bereits mit dem European Civic Prize on Chronic Pain ausgezeichnet.